Blick hinter die Kulissen
Unsere Turnspielgruppe ist im Regelbetrieb bei uns im NKL kaum bemerkbar, während die meisten Sportlerinnen und Sportler nach der Schule zu uns kommen, sind die kleinsten schon lange wieder weg. Drei mal die Woche wird unsere Rosen 5 zu einer Turnspielgruppe. Die Spielgruppenleiterin Silvia Rubin erzählt hier von einem der schönsten Projekte im NKL.
Wie sieht ein typischer Morgen in der Turnspielgruppe aus?
Arbeitsbeginn für unser Team ist um 7.00 Uhr. Zu zweit wird aus der leeren Rosen 5 die Turnspielgruppe aufgebaut und eingerichtet.
Ab 7.30 trudeln die ersten Kinder ein, und stürzen sich auf die eingerichtete Bewegungslandschaft oder setzen sich an den Tisch zum Malen oder Puzzeln, je nach Temperament, Lust und Laune. Manchmal brauchen die Kinder noch ein wenig Zeit mit den Eltern. Abschied nehmen ist nicht immer einfach und kann ein langer Prozess sein, der viel Mithilfe von den Eltern verlangt. Wir sind froh, dass die Eltern so großartig mitmachen und die Kinder und uns unterstützen.
Ab 8.30 sollten alle Kinder anwesend sein, wir 3 Betreuer begleiten die Kinder in ihrem Freispiel: Wir geben Anregungen, motivieren, spielen mit, essen Eis in allen Variationen und bestellen Pizza mal mit, mal ohne Pilze. Wir helfen beim Balancieren und Turnen so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Wir erzählen Geschichten und geben Anregungen zum Malen und Basteln.
Um 9.00 wird gemeinsam aufgeräumt, alle Kinder holen sich ein Kissen und setzen sich in den gemeinsamen Morgenkreis. Unser Maskottchen der Affe Casimir, begrüsst alle Kinder, sie dürfen ihr Foto aufhängen und wir singen zusammen.
Nach dem Händewaschen setzen sich alle an den Tisch und stürzen sich wie hungrige Löwen auf ihr Znüni.
Dann heisst es Toilette, wickeln und wieder Hände waschen. In zwei Gruppen gehen wir dann in die Turnhalle. Es ist immer eine Challenge, bis alle 17 Kinder angezogen und bereit sind. Deshalb gehen wir, wenn es geht, durch die Innenräume Treppauf- und Treppab. Für die Kleinen auch schon eine gute Übung und Einturnen ist dann definitiv nicht mehr nötig. Nach dem Turnen ziehen wir uns wieder alle an, so dass wir draussen auf die Eltern warten können. Wir stellen verschiedenes Material wie Fahrzeuge, Kreiden, Stelzen etc. zur Verfügung. Wenn es vorher geregnet hat, reichen den Kindern auch ein paar Gefässe und Plastikflaschen, um die Pfützen leer zu schöpfen. Gut wenn sie dann ihre Gummistiefel dabeihaben.
Ab 11.30 werden die Kinder abgeholt, und freuen sich aufs Mittagessen resp. den Mittagsschlaf, denn sie haben einen ereignisvollen, anstrengenden Vormittag hinter sich. Mit den Eltern findet ein kurzer Austausch statt, sie werden über den Morgen informiert und haben ihrerseits die Möglichkeit, Informationen weiterzugeben.
Bis um 12.00 sind alle Kinder weg sind und wir den Raum wieder in den ursprünglichen Zustand versetzen können. Boden putzen, Küche reinigen und wo nötig abstauben. Büroarbeit wird noch erledigt, Lichterlöschen, Fenster und Türen schliessen und dann haben auch wir Feierabend.
Wie sieht die Betreuung in der Turnspielgruppe aus?
Wir arbeiten im 3‑er Team. Jessica und ich sind schon seit dem 1. Tag dabei, seit Januar 2020, Rosalinda seit September 2022. Ich bin stolz auf meine Frauen, wir arbeiten zusammen und sind ein Superteam, das auch ohne viele Worte funktioniert. Wir haben alle einen anderen beruflichen Hintergrund, den wir ins Team einbringen. Jede von uns hat ihre Stärken und ihren Charakter, toll für die Kinder, die sich ihre Bezugspersonen nach der Eingewöhnungsphase, selber aussuchen.
Gibt es in der Turnspielgruppe Anlässe?
Wir bewegen uns mit unserer Turnspielgruppe im Jahres- Rhythmus. Uns ist es ein Anliegen, die Eltern mit ins Boot zu holen. Deshalb organisieren wir verschiedene Anlässe wie zum Beispiel Elternabend, Muttertagmorgen, ein Sommerfest, ein Lichterfest oder auch einmal ein Kürbisfest. Das Lichterfest dieses Jahr war wieder besonders schön. Am Freitag mit tollem Wetter, am Montag dann im strömenden Regen, beide Male kam ein tolles Buffet zusammen, das die Eltern mitgebracht haben, es herrschte an beiden Abenden eine tolle, fröhliche Stimmung. Wir sind dankbar haben wir so grossartige, engagierte Eltern, die uns ihr Vertrauen schenken und auf die wir immer zählen können.
Im Dezember, in der Samichlauswoche, darf jeweils ein Elternteil das Kind begleiten und wir werden gemeinsam backen. Es ist immer schön zu erleben, wie stolz die Kinder sind ihren Eltern zeigen zu können, was sie bei uns so gelernt haben. Es sind immer auch tolle Gelegenheiten, wo sich die Eltern untereinander austauschen und kennenlernen können. Auch wir können dann mit den Eltern besser etwas vertieftere Gespräche führen.
Was unterscheidet unsere Turnspielgruppe von einer «normalen» Spielgruppe?
Es ist uns ein grosses Anliegen, dass die Kinder sich viel bewegen. Deshalb bieten wir grosse, verschiedene Räume an; die Einrichtung soll die Kinder zum Bewegen einladen. Alle Kinder können selbst aussuchen, was sie spielen wollen, ob sie zum Beispiel lange an den Ringen turnen, ob sie dabei nur dranhängen, schaukeln oder erste Klimmzüge versuchen, alles ist möglich. Wir haben dank der Raumgrösse die Möglichkeit, mehr Kinder aufzunehmen als gewöhnlich die Regel ist. Wir haben bis zu 17 Kinder mit 3 Betreuern. Dabei haben wir die Möglichkeit uns im Raum zu verteilen, oder sogar weitere Räume zu nutzen.
Auch unsere Betreuungszeiten sind mit 3 bis 4,5 Stunden länger. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht. Die Kinder haben viel Zeit, um ins Spiel zu kommen, verschiedene Rituale begleiten sie durch den Morgen, der Wechsel in die Turnhalle, draussen zu spielen ‑da sind die Morgen dann häufig zu kurz und die Kinder möchten dann gar noch nicht heim.
Die Möglichkeit, mit den Kindern die Turnhallen des NKL zu nutzen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Turnspielgruppe. Die Kinder werden angeregt sich zu bewegen, wir machen keine strengen Parcours, sondern offene Bewegungslandschaften, wo die Kinder sich sportlich bewegen können. Wer will, übt balancieren, Trampolin, Gumpen, getraut sich hochzuklettern oder hinabzuspringen, Fangis, Verstecken, Musik- und Tanzspiele gehören genauso dazu. Wir fördern Neues auszuprobieren, Mut zu haben, dranzubleiben, «probiere es noch einmal», aber genauso nein zu sagen, wenn das Kind sich noch nicht getraut oder halt lieber mit den Bällen spielen will.