Blick hin­ter die Kulis­sen mit Miklas Born

(Text: Ben­ja­min Feer/Miklas Born Fotos: Gary Par­ra­va­ni / xynamic.com)

Miklas, erzähl uns etwas über dich.

Mein Name ist Miklas Born und ich bin 19 Jah­re alt. Ich wur­de in Basel gebo­ren und lebe zusam­men mit mei­nen Eltern und mei­ner Schwes­ter im Gel­lert Quar­tier. Nach­dem ich die obli­ga­to­ri­sche Schul­zeit abge­schlos­sen hat­te, habe ich mich für eine wei­ter­füh­ren­de Schu­le, die WMS, ent­schie­den. Um die WMS abschlies­sen zu kön­nen, mache ich nun ein 18-mona­ti­ges Prak­ti­kum beim NKL in Liestal.

Du bist seit 2012 im Motor­sport aktiv. Erklär uns, was genau dei­ne Sport­art beinhal­tet und was dei­ne sport­li­chen Zie­le sind.

Ange­fan­gen habe ich, wie die meis­ten Pro­fi­renn­fah­rer, im Go-Kart. Mein Papi kann­te den Besit­zer eines Go-Kart-Teams und so durf­te ich hin und wie­der ein paar Run­den dre­hen. Im Jahr 2014 konn­te ich dann mein ers­tes Ren­nen fah­ren und hat­te sehr viel Spass dabei. Mein ers­tes Ren­nen war zwar alles ande­re als erfolg­reich, doch mich fas­zi­nier­te und pack­te der Sport sofort. Von 2015 – 2019 kämpf­te ich mich an natio­na­len und inter­na­tio­na­len Ren­nen durch die ver­schie­de­nen Alters­ka­te­go­rien und konn­te, unter ande­rem, Ren­nen der Schwei­zer­meis­ter­schaft gewinnen.

Im Jahr 2020 gelang mir der Umstieg vom Go-Kart in den Auto­mo­bil­renn­sport. Ich ent­schied mich gegen den Weg in die For­mel 1 und für eine Kar­rie­re im Tou­ren­wa­gen­sport. Für mich war mein ers­tes Jahr im Renn­au­to sehr erfolg­reich, denn ich konn­te auf Anhieb die 24H-Series (eine Lang­stre­cken­meis­ter­schaft) gewin­nen. Somit konn­te ich in die leis­tungs­stär­ke­re GT3-Kate­go­rie wech­seln und nahm im Jahr 2021 mit einem Mer­ce­des AMG GT3 an der GT World Chall­enge (sozu­sa­gen Euro­pa­meis­ter­schaft) teil.

Wie schon erwähnt, ist es nicht mein Ziel, in die For­mel 1 zu kom­men, son­dern von einem Auto­her­stel­ler unter Ver­trag genom­men zu wer­den und so mei­nen Lebens­un­ter­halt zu verdienen.

Mein gröss­tes Ziel wäre es, die 24 Stun­den von Le Mans zu gewinnen.

Hast du alles auf den Sport gesetzt oder hast du noch einen Plan B?

Wie in jedem Sport gibt es nur eine Hand­voll Men­schen, die vom Renn­sport leben kön­nen. Natür­lich bin ich zuver­sicht­lich, dass ich mein Ziel errei­chen wer­de, doch dafür gibt es kei­ne Garan­tie. Dar­um habe ich mich dazu ent­schie­den, neben dem Sport auch noch eine Aus­bil­dung zu absolvieren.

Bereits ganz am Anfang mei­ner Motor­sport­kar­rie­re wur­de ich in die Leis­tungs­sport­för­de­rung Basel-Stadt und somit auch in die Sport­klas­se auf­ge­nom­men. Das Ange­bot der Sport­klas­se ermög­lich­te mir, mich voll­kom­men auf mei­nen Sport zu fokus­sie­ren und gleich­zei­tig eine gute schu­li­sche Aus­bil­dung zu erlan­gen. Zuerst besuch­te ich die Sport-WBS im Bäum­li­hof und danach ent­schied ich mich für die Sport-WMS in Reinach.

Durch die Unter­stüt­zung der Sport­klas­se konn­te ich alle mei­ne Ren­nen bestrei­ten und den Schul­stoff im Vor- oder Nach­hin­ein erar­bei­ten. Nach drei­ein­halb Jah­ren in der WMS habe ich nun im Rah­men der WMS mein Prak­ti­kum im NKL Lies­tal angefangen.

Was ist der Unter­schied vom Prak­ti­kum zu Schule?

Das Sport­prak­ti­kum der WMS dau­ert 18 Mona­te. Dabei kann man das Gelern­te in die Pra­xis umset­zen und sei­ne ers­ten Berufs­er­fah­run­gen im kauf­män­ni­schen Bereich machen.

Das NKL ermög­licht mir, das Prak­ti­kum und mei­nen Sport unter einen Hut zu bekom­men. Dafür bin ich sehr dank­bar, denn ich bekom­me die Frei­hei­ten, die mein Sport for­dert, und kann trotz­dem prak­ti­sche Erfah­rung in der Arbeits­welt bekom­men. Die Arbeit im NKL macht mir viel Spass, denn die Auf­ga­ben sind sehr abwechs­lungs­reich und ich bekom­me ein gros­ses Spek­trum des Kauf­män­ni­schen Beru­fes zu sehen.

Jedem Mit­ar­bei­ter liegt etwas am Sport. Natür­lich ist das NKL ein Kunst­turn- und Tram­po­lin­zen­trum, doch auch ich als Renn­fah­rer wer­de vom NKL indi­vi­du­ell unter­stützt und bekom­me die Mög­lich­keit, mei­nen Traum zu verwirklichen.

Im All­ge­mei­nen bin ich sehr begeis­tert von ver­schie­de­nen Sport­ar­ten und es fas­zi­niert mich, neue Sport­ar­ten wie das Tram­po­lin­sprin­gen oder das Kunst­tur­nen ken­nen­zu­ler­nen und manch­mal mit ande­ren jun­gen Sport­lern zusammenzuarbeiten.

Wie muss man sich so eine Renn­sai­son vor­stel­len? Wohin füh­ren dich dei­ne Reisen?

Bei mir ist es übli­cher­wei­se so, dass ich ein Haupt­pro­gramm habe. Ich fokus­sie­re mich auf eine bestimm­te Renn­se­rie und bestrei­te die­se mit dem­sel­ben Team und Auto. Nor­ma­ler­wei­se beinhal­tet eine Meis­ter­schaft in etwa fünf bis acht Ren­nen. Die­se Ren­nen ste­hen für mich abso­lut im Fokus.

Dane­ben habe ich meist ver­schie­de­ne Enga­ge­ments für ein­zel­ne Ren­nen. Sol­che Ren­nen sind oft Sai­son­high­lights, wie das 24H-Ren­nen auf dem Nür­burg­ring oder das 24H-Ren­nen in Dubai. Die­se Ren­nen gehö­ren nicht zu einer Meis­ter­schaft. So stellt sich mei­ne Renn­sai­son zusam­men aus geplan­ten Ren­nen, die zu einer Meis­ter­schaft gehö­ren, und den eher unge­plan­ten ein­zel­nen Rennen.

Die Ren­nen fin­den auf der gan­zen Welt statt. Das geht von Dubai über die USA bis hin nach Süd­afri­ka. Für mich ist das ein wei­te­rer Vor­teil, den die­ser Sport mit sich bringt. Das Rei­sen macht mir sehr viel Spass und ich ler­ne auch ger­ne etwas über die ver­schie­de­nen Orte.

An einem Ren­nen geht es ja sicher nicht nur ein­fach dar­um, mög­lichst schnell zu sein. Was sieht ein typi­scher Ablauf von dir an einem Renn­wo­chen­en­de aus?

Je nach geo­gra­fi­scher Lage des Ren­nens rei­se ich mit dem Auto oder dem Flug­zeug an. Übli­cher­wei­se star­ten die ers­ten Trai­nings am Don­ners­tag oder Frei­tag. Das heisst, ich soll­te etwa am Mitt­woch vor Ort sein, um die admi­nis­tra­ti­ven Din­ge zu erledigen.

In den Trai­nings­ses­si­ons geht es vor allem dar­um, das Auto opti­mal auf die jewei­li­ge Renn­stre­cke und die Ver­hält­nis­se abzu­stim­men. Dafür arbei­te ich mit mei­nen Inge­nieu­ren sehr eng zusam­men. Mei­ne Auf­ga­be ist es, so genau wie mög­lich zu erklä­ren, wie sich das Auto für mich anfühlt und was mich schnel­ler machen wür­de. Für das nächs­te Trai­ning wird dann etwas am Auto ver­än­dert und man kann sehen, ob die Ver­än­de­rung bes­ser oder schlech­ter war. Sol­che Bespre­chun­gen mit den Inge­nieu­ren gibt es vor und nach jeder Trai­nings- und Qualifyingsession.

Das ist die Arbeit hin­ter den Kulis­sen, die man nicht sieht. Allei­ne mit dem Fah­ren ist es in die­sem Sport noch nicht erle­digt. Das Ren­nen fin­det oft am Sonn­tag statt. Dabei geht es dann um schnel­le Run­den­zei­ten und eine gute Boxenstopstrategie.

Der Renn­sport ist unbe­re­chen­bar und manch­mal ver­än­dert sich alles in der letz­ten Kurve.

Der Sport gefällt mir, weil es die­se ver­schie­de­nen Ele­men­te gibt. Es geht nicht nur dar­um, so schnell wie mög­lich zu fah­ren, son­dern auch zu ver­ste­hen, war­um man schnell oder war­um man nicht so schnell ist.

Der Motor­renn­sport gehört sicher nicht zu den bil­ligs­ten Sport­ar­ten. Wie finan­zierst du das alles?

Ja, das stimmt. Der Motor­sport ist und war schon immer ein sehr teu­rer Sport. Dass Geld den Sport regiert, sieht man vor allem in der For­mel 1. Dort sind aktu­ell drei Fah­rer, die sehr rei­che Eltern haben und sich den Fah­rer­platz oder gleich das gan­ze Team gekauft haben.

Ich habe das Glück, sehr gross­zü­gi­ge Spon­so­ren zu haben, die an mich glau­ben und mich auf mei­nem Kar­rie­re­weg unter­stüt­zen. Ohne mei­ne Spon­so­ren und Unter­stüt­zer wäre der Sport für mich gar nicht möglich.

Im Auto fährt ja immer auch eine gewis­se Por­ti­on Risi­ko mit. Wie gehst du mit die­ser Situa­ti­on um?

Man kann sich vor­stel­len, dass die Sport­art nicht ganz unge­fähr­lich ist. Heut­zu­ta­ge sind die Sicher­heits­stan­dards sehr hoch, doch es besteht trotz­dem ein Risi­ko. Um der Bes­te zu sein, muss man natür­lich auch viel ris­kie­ren, aber für mich macht genau das den Sport aus. Oft braucht es ein gutes Risi­ko­ma­nage­ment. Man darf nicht ver­ges­sen, um zu gewin­nen muss man erst mal im Ziel ankommen.

Zum Schluss, was sind so dei­ne Wün­sche oder Träu­me für dei­ne Zukunft, aus­ser das 24h Ren­nen von Le Mans zu gewinnen?

Mein Ziel ist es, vom Renn­sport leben zu kön­nen. Es gibt ver­schie­de­ne Wege, wie das mög­lich ist. Mein Traum ist es aber, ein „Werks­fah­rer“ zu wer­den. Das sind die­je­ni­gen, die von den Auto­her­stel­lern unter Ver­trag genom­men wer­den und dann meis­tens auch in den bes­ten Autos sitzen.

Aus­ser­dem gibt es ver­schie­de­ne Ren­nen, an denen ich ger­ne ein­mal teil­neh­men würde.

Mei­ne Kar­rie­re befin­det sich noch ganz am Anfang und ich bin mir sicher, dass ich mei­ne Zie­le errei­chen kann.