(Text: Thomas Rutishauser und Ueli Waldner, Fotos: Ueli Waldner)
Dieter Hofmann, einer der unermüdlichsten Förderer des NKL und des Kunstturnens hat den Kampf gegen Covid 19 verloren
Schon seit einigen Wochen hatten wir die Information, dass sich Dieter Hofmann mit dem Covid 19 Virus angesteckt hat und im Universitätsklinikum Freiburg im Breisgau (D) behandelt wird. Erst vor wenigen Tagen noch durften wir aufgrund der leicht positiven Signale aus dem Spitalumfeld wieder stärker hoffen. Umsomehr überrascht uns die Nachricht, dass Dieter fünf Wochen nach seinem 79. Geburtstag in der Nacht vom 18. zum 19. April verstorben ist.
Von der Anonymität an die Spitze geturnt
Ende der achtziger Jahre fristete das Männerkunstturnen in der Region Nordwestschweiz im schweizerischen Vergleich ein Mauerblümchen-Dasein. Dieser Zustand gehört heute glücklicherweise wieder der Vergangenheit an. Am Anfang dieses erneuten Aufschwungs steht das am 29. Januar 1991 gegründete NKL (Nordwestschweizerisches Kunst- und Geräteturnzentrum Liestal, heutiger Name Nordwestschweizerisches Kunstturn- und Trampolinzentrum Liestal), und der kurz darauf am 30. April 1991 gewählte halbamtliche Cheftrainer Dieter Hofmann. Gleichzeitig mit der Eröffnung der neuen Kunstturnhalle im Sportzentrum Schauenburg im Oktober 1991 hat der Erfolgstrainer aus der ehemaligen DDR zusammen mit mehreren Hilfstrainern aus den eigenen Reihen seine Arbeit am NKL aufgenommen und das Kunstturnen in der Region Basel wieder auferstehen lassen.
Erreichtes und Unerfülltes
Anfangs März 2005 hat Hofmann bei seinem Rücktritt als Cheftrainer der Presse Auskunft über seine knapp 14-jährige Tätigkeit gegeben und Fragen beantwortet. Nachstehend einige Ausschnitte:
Hofmann spricht oft in der «Wir-Form» und zieht seine ihm unterstellten Trainer in der Beurteilung mit ein. «Der Start war sehr schwierig. Trotzdem haben wir im Nachwuchsbereich mehr erreicht als ursprünglich erwartet». In der zweiten Hälfte der 90-er Jahre ist das NKL zum führenden Leistungszentrum des Schweizerischen Turnverbandes im Nachwuchsbereich aufgestiegen und zählt auch heute noch zu den Besten. «Nicht erreicht haben wir die Umsetzung der Spitzenleistungen vom Junioren- in den Männerbereich. Eine Ausnahme macht einzig Roman Gisi. Krankheiten und Verletzungen bei anderen Turnern verhinderten dies. Dazu kam das zu starke Sicherheitsbewusstsein in Bezug auf die berufliche Ausbildung. Ein Wechsel nach Magglingen wurde abgelehnt. Dennoch haben wir aus wenig viel erreicht, starteten doch zwischenzeitlich acht Turner in der Meisterklasse, und das aus einem relativ kleinen Einzugsgebiet».
Dazu passen auch die oft gemachten Äusserungen Hofmanns: «Die Turner und auch die Trainer leisten sehr viel an materieller Arbeit, setzen sich ein und riskieren im Grunde genommen Kopf und Kragen. Deswegen habe ich immer wieder den Turnern in meiner ganzen Trainerlaufbahn gesagt, dass es nur mit 100- und 110 Prozent geht. Oder sie entscheiden sich gleich für 50 Prozent und machen «Gymnaestrada». Aber die Turner tun mir am Ende viel zu leid, wenn sie sich mit 80-/90 Prozent bemühen, teilweise sogar quälen und es zu keinem ausreichenden guten Ergebnis kommt».
Die Zeit nach dem NKL
Zuerst möchte Hofmann ein wenig Abstand gewinnen. Der Wechsel von der Schauenburg in die Rosen ist ihm nicht leicht gefallen. Er steht aber dem NKL bei Engpässen (Abwesenheiten von Trainern) auch in Zukunft zur Verfügung.
Auf internationaler Ebene ist Hofmann weiterhin ein gefragter Mann. So wird er vom Welt- (FIG) und vom europäischen Verband (UEG) und auch von nationalen Verbänden eingeladen, über Technik, Methodik, Komplexität der Trainings- und Wettkampfsysteme zu referieren. Für eine weltbekannte holländische Geräteherstellerfirma ist Hofmann als methodischer Berater bei der Entwicklung neuer Generationen Wettkampfgeräte für kommende Grossanlässe tätig. Von Ruhestand also keine Rede.
Abschliessend seien noch zwei Ehrungen erwähnt, die Dieter Hofmann erfahren durfte. Am 10. Dezember 2005 erhielt er den Anerkennungspreis der Baselbieter Regierung im Rahmen der Sportpreisverleihung und am 22. März 2011 wurde er an den Generalversammlung des NKL zum Ehrenmitglied ernannt.
Dieter war immer wieder in unseren Hallen anzutreffen, schaute auf einen kurzen Schwatz auch in der Geschäftsstelle vorbei und nahm so regen Anteil am Leben in und um das NKL. Sein letzter Besuch galt Soul of Gym 2020 und dort durften wir zum letzten Mal sein positives Feedback über das Gezeigte entgegen nehmen.
Die ganze NKL-Familie trauert um einen einzigartigen Menschen, Förderer, Unterstützer und Weggefährten. Seiner Frau Heide und seiner Familie wünschen wir in der nächsten Zeit viel Kraft und Energie in diesen schweren Stunden. In Gedanken wird Dieter mit seinem Wirken immer bei uns sein und das NKL wird ihm ein ehrendes und vor allem dankbares Andenken bewahren.
Thomas Rutishauser und Ueli Waldner
Vorstand, Mitarbeitende und Turnerinnen und Turner des NKL
Weitere Informationen unter: www.gymmedia.de